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Daran wird sich das Unternehmen messen lassen: BMW bekennt sich zum Ziel einer vollständigen Klimaneutralität über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg bis spätestens 2050, wie BMW CEO Oliver Zipse erklärt – und macht dies auch an der symbolträchtigen neuen Neuen Klasse fest. Denn schon einmal stand eine Neue Klasse für eine visionäre Neuausrichtung von BMW. Wir erklären ihnen, wann und warum.
Wir ahnen, was Sie sich fragen: Warum Neue Klasse? Die Antwort ist recht einfach: Zu Beginn der 1960er-Jahre bestand das Modellprogramm von BMW aus Kleinstwagen – BMW Isetta (➜ Lesen Sie auch: Die große Geschichte der kleinen Isetta), BMW 600, BMW 700 – und großen Limousinen wie dem „Barockengel“, dem Modell 501/502/503. Dazwischen klaffte ein Loch im Variantenportfolio der Bayerischen Motoren Werke: Raum für die Neue Klasse.
Bereits bei der Markteinführung 1962 sprach BMW von der ‚Neuen Klasse‘, ohne diesen Begriff jedoch als Eigennamen zu verwenden.
Die Modellreihe hieß also zunächst nicht offiziell Neue Klasse, doch schon kurz nach der Einführung des BMW 1800 im Jahre 1963 nutzte BMW den Begriff ab 1964 in der Werbung. Durchaus auch selbstbewusst. Denn schließlich war man der Ansicht, mit der Mittelklasselimousine „eine eigenständige und konkurrenzlose neue Klasse geschaffen zu haben“, wie Marc Thiesbürger, Pressesprecher BMW Group Classic, erklärt.
Die Niere
Die Front der Neuen Klasse wurde geprägt von den Rundscheinwerfern (später gab es auch Modelle mit rechteckigen Lichtern), dem Seitenprofil der Front in Form einer Haifischschnauze und vor allem der senkrecht im Wind stehenden Niere (➜ Lesen Sie auch: Die BMW Niere im Wandel der Zeit).
Diese Neue Klasse sollte – ja musste, das war vor ihrem Start klar – ein Erfolg werden. Grund dafür war die finanziell angespannte Lage des Unternehmens. Nach dem Engagement von Herbert Quandt für BMW im Jahr 1959 lag der Fokus deshalb auf der Entwicklungsarbeit an der neuen Modellreihe, an der intern bereits zuvor gearbeitet wurde. Schon die Präsentation auf der Automobilausstellung 1961 in Frankfurt zeigte, dass den Münchnern mit der Entwicklung der vollkommen neuen Mittelklasselimousine ein großer Wurf gelungen war. Publikum und Fachpresse waren begeistert, die Auftragsbücher füllten sich schnell.
BMW ging bei der Vorbereitung der Produktion dann auch in die Vollen. Denn für die Neue Klasse investierte man hohe Beträge in den Auf- und Ausbau moderner Fertigungskapazitäten. Dazu gehörten unter anderem eine neue Produktionshalle für das Werk in München und die Neuanstellung von rund 3.000 Facharbeitern. Schwierigkeiten bei der Produktion setzte BMW schnell ein mehrstufiges System der Qualitätsprüfung noch während der Fertigung entgegen.
Das Risiko, Neues zu wagen, wurde belohnt. Denn der große ökonomische Erfolg der frischen Modellreihe führte zu einem rasanten Wachstum von BMW in den 1960er-Jahren und zu wegweisenden unternehmerischen Entscheidungen. So begann mit der Neuen Klasse eine deutlich engere Zusammenarbeit von Entwicklung und Vertrieb. Fahrzeugcharakteristika oder Ausstattungen konnten so besser geplant werden.
Vor allem aber trug die Neue Klasse zur klaren Positionierung von BMW als Hersteller von sportlichen und alltagstauglichen Automobilen bei. Dies wiederum spiegelte sich in den Absatzahlen wider: Allein in den zehn Jahren von 1960 bis 1970 verdreifachte sich der Verkauf von Autos bei BMW. Und im gleichen Zeitraum stieg der mit den Fahrzeugen erzielte Umsatz um mehr als das Siebenfache. Insgesamt wurden zwischen Februar 1962 und Januar 1972 respektable 339.814 Limousinen vom Typ 1800 und Co. produziert.
Der Hofmeisterknick
Die höchste Weihe für Designer ist es, wenn ein bestimmtes Gestaltungselement nach ihnen benannt wird. So geschehen im Fall von Wilhelm Hofmeister, der mit seinem Team für den charakteristischen Übergang der C-Säule der Neuen Klasse verantwortlich zeichnete. Dieser war aus Stabilitätsgründen nicht rund ausgeführt, sondern in einem Knick. Heute ist dieses Designelement jedem Auto-Enthusiasten bekannt als Hofmeisterknick.
Das dezente und funktionale Design der viertürigen Karosserie hob sich ganz bewusst von der konservativen und barocken Formgebung der Baureihen BMW 501/502/503 ab. Ohne stilistische Besonderheiten und mit einer strömungsgünstigen Form bedacht, entstand so ein Eindruck von Sportlichkeit und Eleganz. Damit traf BMW genau den Geschmack der Zeit. Entworfen hat die Neue Klasse der junge Chefdesigner von BMW, Wilhelm Hofmeister, unter Mitwirkung des bekannten italienischen Automobilesigners Giovanni Michelotti.
Schon bevor der Slogan „Freude am Fahren“ (➜ Lesen Sie auch: Der BMW Slogan) geboren war, war dessen Inhalt fest mit BMW verknüpft. Laut BMW Kenner Thiesbürger stand die Neue Klasse zur damaligen Zeit für die „Wiederentdeckung der sportlichen Mittelklasse“. Denn durch sie gelang es, die Grundcharakteristik der Modelle BMW 326, BMW 327/28 und BMW 328 in die 1960er-Jahre zu überführen. Diese Modelle hatten der Marke BMW in den 1930er-Jahren ein unverwechselbares Image gegeben. BMW füllte damit nicht nur eine Nische im eigenen Modellprogramm, sondern begründete auch ein eigenes Segment: Sportlichkeit gekoppelt mit Exklusivität – eben eine Neue Klasse.
Sie gilt heute als Vorgängerin der 5er Reihe von BMW, der sportlichen Mittel-/Oberklasselimousine schlechthin. Mit ihr strukturierte BMW sein Modellprogramm klar und eindeutig, so wie wir es noch heute kennen – abgesehen von den deutlich später eingeführten Modelllinien X und 1er –, und zwar in die Baureihen BMW 3er (damals 02er Reihe) (➜ Lesen Sie auch: Schatzsuche eines Oldtimerfans), BMW 5er (eben die Neue Klasse) und BMW 7er.
Der Vierzylinder
Unter der schnörkellosen Motorhaube fand ein vollkommen neu konstruierter Vierzylinderreihenmotor seinen Platz. Mit 1,5 Liter Hubraum im Basismodell (daher der Name der Modellvariante, 1500 steht für den Hubraum in Kubikzentimetern) leistete er beim Debüt 80 PS. Diese verhalfen dem Modell zu für die damalige Zeit ambitionierten Fahrleistungen. Später folgten noch deutlich stärkere Motorvarianten. Auch ein Grund dafür, dass BMW seit der Einführung der Neuen Klasse eng mit dem Begriff Dynamik verknüpft ist. Der Vierzylinder war über Jahre hinweg die Basis für Weiterentwicklungen in allen Varianten (➜ Lesen Sie auch: Motoren-Meilensteine von BMW).
Die Neue Klasse blieb über ihre gesamte Laufzeit hinweg stets aktuell, weil sie dezent, aber bewusst optimiert wurde. 1964 wurde der BMW 1500 beispielsweise durch den BMW 1600 ersetzt. Doch damit nicht genug, viele weitere Varianten folgten: BMW 1800 und 1800 TI, BMW 1800 TI/SA, BMW 2000, 2000 TI, 2000 tilux und 2000 tii (➜ Lesen Sie auch: Alles zu BMW Modellnamen). Dabei stieß BMW mit den stärkeren Motorisierungen in Sportwagengefilde vor. So brachte der 1969 präsentierte 2000 tii über die Hinterräder 130 PS auf die Straße. Dies ermöglichte Fahrleistungen, die deutlich über das hinausgingen, was damals Standard in der gehobenen Mittelklasse war.
Verkaufsschlager unter den Modellen der Neuen Klasse war dabei der BMW 1800. Es fand also schon damals eine Differenzierung mit verschiedenen Hubraum- und Leistungsvarianten sowie Ausstattungsumfängen und Sportversionen statt. Möglich war das dank des Baukastensystems, so wie es heute Standard im Automobilbau ist. Hierzu kann man auch die Coupé-Varianten BMW 2000 C, CA und CS zählen, die ab dem Jahr 1965 angeboten wurden. Insgesamt setzten knapp 14.000 Kunden ihre Unterschrift unter Verträge für Coupés.
Die Neue Klasse bot den Kunden das optimale Paket – die besten Technologien zusammengefügt und das in zeitlos-modernem Design.
Die Neue Klasse war für sich allein gesehen schon ein überragender Erfolg für BMW. Die Käufer bekamen das „optimale Paket: die besten Technologien zusammengefügt und das in zeitlos-modernem Design“. Also genau das, was die Kunden von BMW erwarteten. Von der Konzeption des Wagens über dessen Produktion, den Ausbau und die Aktualisierung der Modellreihe bis hin zur Positionierung im Markt: Die Neue Klasse war eine Ansage für die Zukunft der Marke.
Gleichzeitig stand und steht die Modellreihe für die gesamthafte Entwicklung des Unternehmens: ein mutiger Aufbruch in eine neue Ära der Unternehmens- und Markengeschichte, an dem sich BMW bis heute orientiert. Die Neue Klasse war damit Schrittmacher und der erste Schritt zum zukunftsfähigen automobilen Modellportfolio über alle Segmente hinweg. Zusammengefasst: Sie gab dem gesamten Unternehmen einen langanhaltenden Schub, der bis heute anhält. Und spannt damit den Bogen zur neuen Neuen Klasse. Diese wird das fahrbare Symbol für die nachhaltige Neuausrichtung der BMW Group sein. Für einen ganzheitlichen Ansatz mit der Nutzung von Sekundärmaterial sowie den Prinzipien einer Kreislaufwirtschaft. Eine kleine Revolution wie einst im Jahre 1961.
Was ist die Neue Klasse von BMW?
Die Neue Klasse von BMW ist eine 1961 vorgestellte Limousine. Mit der Baureihe hatte BMW großen Erfolg – auch dank eines modernen Produktionsprogramms. Sie gilt als Gründer der sportlich-dynamischen Mittelklasse-Limousinen. Angetrieben wurde sie von Vierzylinder-Motoren in verschiedenen Leistungsstufen, Nachfolger 1972 die BMW 5er Reihe.
Autor: Nils Arnold; Fotos: BMW/BMW Group Archiv; Video: BMW