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Aufbruch ins Elektrozeitalter

Aufbruch ins Elektrozeitalter

7 min Lesedauer
Die Geschichte des BMW 1602 Electric vermittelt eine inspirierende Botschaft: Große Veränderung beginnt mit einem kleinen Schritt. 2022 feiert die Fahrzeuglegende, die für die BMW Group den ersten Schritt in die Welt der E-Mobilität symbolisiert, bei den European Championships Munich 2022 ihren 50. Geburtstag. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um mit David Carp von BMW Group Design in die Vergangenheit zu reisen und so die Anfänge der E-Mobilität nachzuverfolgen.

10. August 2022

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Als offizieller Premiumpartner der European Championships Munich 2022 nutzt die BMW Group mit ihren Marken BMW, MINI und BMW Motorrad ihren Heimvorteil und stellt mit einer voll elektrifizierten, umfangreichen Shuttle-Flotte ihr Engagement nicht nur bei der Organisation einer erstklassigen Multisportveranstaltung unter Beweis, sondern demonstriert auch gemeinsame Werte wie Nachhaltigkeit und Innovation. Ganz im Sinne von „driven by your cheers“ stehen für dieses sportliche Großereignis einige BMW Elektroautos in der BMW Group Startaufstellung. Darunter sind der BMW iX, der BMW iX1 und der BMW i4, die möglicherweise ein weiteres Mitglied dieses All-Star-Teams in den Schatten stellen: den BMW 1602 Electric. Um mehr über diesen heimlichen Star zu erfahren, müssen wir in die Vergangenheit reisen.

BMW 1602 Electric Olympische Sommerspiele 1972 erstes E-Auto der BMW Group 50 Jahre E-Mobilität bei BMW

Eine Zeitreise

Die 1960er-Jahre können als die Ära der Popstars (von den Beatles und dem Folk-Revival bis hin zu den vielschichtigen Texten Bob Dylans) oder als das Jahrzehnt der komplexesten sozialen Bewegungen und politischen Trends rund um den Globus gesehen werden. In diesen aufregenden Zeiten, in denen die Welt auf vielen Ebenen veränderte, tauchte ein weiteres Problem auf, das bis heute eine unserer größten Herausforderungen darstellt: In den 60ern wurde die Umweltverschmutzung in städtischen Gebieten als zunehmendes Problem wahrgenommen. In den USA, insbesondere in Kalifornien, entschied man sich deswegen, Emissionen zu regulieren. Europa zog nach, was letztendlich zur Entwicklung alternativer Kraftstoffquellen führte.

Mitte der 1960er-Jahre begann man, an Batterie-elektrischen Fahrzeugen zu forschen. Ein Grund war die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die USA bald strenge Gesetze zur Reduzierung von Emissionen bei Autos einführen würde.
David Carp

 BMW Group Design

Ein Großteil dieser Forschung wurde von Forschungskonsortien oder staatlichen Stellen durchgeführt, denen sich viele Automobilhersteller – darunter die BMW Group – mit eigener Forschung anschlossen. Diese konzentrierte sich auf regenerative Motorentechnik und die Entwicklung der E-Mobilität.

Die Suche nach dem elektrisierenden Element

1969 begann die BMW Group mit dem Bau zweier Versuchsfahrzeuge und dem Ziel, die Alltagstauglichkeit eines Elektroaggregats zu testen. Die damals erfolgreiche BMW 02er Serie (➜ Lesen Sie auch: BMW 2002: Die Schatzsuche eines Oldtimer-Fans) diente als Basis für dieses Versuchsfahrzeug.

Ich glaube, dass die BMW Group zeigen wollte, dass die Arbeit auf diesem Gebiet theoretisch in einem bereits bewährten und erfolgreichen Auto auf die Straße gebracht werden könne, das jeder sofort als BMW erkennen würde.
David Carp

BMW Group Design

Während dieser Zeit brachten andere Autohersteller vereinzelt Elektroauto-Prototypen mit einem speziellen Design auf den Markt. Hauptsächlich um zu zeigen, dass sie auf diesem Feld tätig waren. Die Frage, warum ausgerechnet die BMW 02er Serie die Basis darstellte, kann die Ziele der BMW Group verdeutlichen, die sie heute in Bezug auf nachhaltige individuelle Mobilität verfolgt.

Ich denke, es war eine klare Strategie der BMW Group zu zeigen, dass es möglich ist, ein Elektroauto zu entwickeln, das wegen seiner anderen Technologie keineswegs anders aussehen muss.
David Carp

BMW Group Design

Als Energiequelle entschied sich BMW für Blei-Säure-Batterien von VARTA, wie sie in jedem gewöhnlichem Fahrzeug als Autobatterie zum Einsatz kamen. Angetrieben wurde der 85 Kilogramm schwere Elektromotor von zwölf gekoppelten handelsüblichen Zwölf-Volt-Batterien, die auf einer Palette im Motorraum verbaut waren. Das Schaltgetriebe wurde durch einen von Bosch entwickelten Gleichstrom-Nebenschlussmotor mit einer Spitzenleistung von 32 Kilowatt ersetzt, der seine Kraft über das Zwischengetriebe und die Kardanwelle auf die Hinterräder übertrug. Für die Kühlung sorgte ein thermostatgesteuerter 140-Watt-Radiallüfter. Der Batteriesatz wog satte 350 Kilogramm, obwohl er als einzelne Einheit ausgebaut und durch ein frisch aufgeladenes Paket ersetzt werden konnte. Der BMW 1602 Electric beschleunigte in acht Sekunden aus dem Stand von null auf 50 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Er hatte eine Reichweite bis zu 60 Kilometern, bei einer konstanten Geschwindigkeit von 50 km/h. Und so war das erste BMW Elektroauto geboren – bereit, der Welt vorgestellt zu werden.

Die Olympischen Sommerspiele 1972 – zur richtigen Zeit am richtigen Ort

BMW 1602 Electric Olympische Sommerspiele 1972 erstes E-Auto der BMW Group 50 Jahre E-Mobilität bei BMW

Drei Jahre nachdem die BMW Group mit dieser Forschung begonnen hatte, wurden die Olympischen Sommerspiele 1972 in München ausgetragen. Sie fanden direkt neben der im selben Jahr fertiggestellten neuen Zentrale der BMW Group statt, einem beeindruckenden, frischen Wahrzeichen der bayerischen Landeshauptstadt, das den fortschrittlichen Geist der BMW Group symbolisierte (➜ Lesen Sie auch: Vier Zylinder, fünf Jahrzehnte Modernität). Die Tatsache, dass die Olympischen Sommerspiele direkt vor der Haustür von BMW stattfanden, war eine großartige Gelegenheit für die BMW Group, ihre Arbeit zu präsentieren, zumal damals viele Menschen die Umweltbewegung unterstützten.

Das waren in vielerlei Hinsicht ähnliche Zeiten wie heute. Das Bewusstsein für Umweltthemen nahm zu und die Umwelt spielte eine wichtigere Rolle in der Unternehmenskommunikation.
David Carp

BMW Group Design

Der feuerrote Star und sein zurückhaltender Bruder in Orange

Neben weiteren Fahrzeuglegenden wie dem zeitgleich vorgestellten BMW Turbo gingen zwei elektrisch angetriebene Versuchsfahrzeuge in der BMW Group an den Start. Die umgebauten BMW 1602 Modelle dienten als Transportmittel für die Mitglieder des Organisationskomitees und wurden auch als Begleit- und Kamerawagen bei verschiedenen Langstreckenveranstaltungen eingesetzt, um die Athleten nur sauberer Luft auszusetzen. Anders als der futuristisch gestaltete, in Rubinrot gekleidete BMW Turbo, der alle Blicke auf sich zog, kam der BMW 1602 Electric wie ein normaler Personenwagen daher. Dank der offiziellen Kommunikation wusste jedoch jeder Bescheid über diesen leuchtend orangen BMW: in ihm steckte ein elektrisches Herz.

Man musste schon ein Experte sein, um die Unterschiede zu erkennen, die wahrscheinlich am deutlichsten im Instrumentenblock im Armaturenbrett zu sehen sind. Ich bin mir sicher, dass ohne diese Kommunikationsstrategie niemand einen zweiten Blick darauf geworfen hätte.
David Carp

BMW Group Design

BMW 1602 Electric BMW Turbo

Prototypen, die eine wichtige Mission erfüllen

Der BMW 1602 Electric wurde eher als erster Entwicklungsversuch denn als praktikable Lösung gesehen. Keine Frage, Blei-Säure-Batterien mit einem Gewicht von 350 Kilogramm und einer Reichweite bis zu 60 Kilometern waren für ein Serienauto nicht ideal. BMW startete daher eine Reihe von Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit dem Ziel, effizientere Technik für Elektroantriebe auf die Straße zu bringen. Damit begann bei BMW eine neue Ära, eingeläutet eben durch den legendären orangefarbenen BMW 1602 Electric, der als Meilenstein in 50 Jahren E-Mobilität bei der BMW Group gelten kann.

Der Staffelstab wird weitergereicht: vom BMW LS Electric zum BMW i3

Von Ende 1975 bis 1992 führte die BMW Group zahlreiche Forschungs- und Versuchsreihen durch: vom Versuchsfahrzeug auf der Plattform des BMW LS bis zum Projekt „Elektroauto mit Hochenergiebatterie“, das wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Energiespeichern auf Natrium-Schwefel-Basis brachte. Basierend auf den vielversprechenden Ergebnissen der Forschungsprojekte begann die BMW Group mit der Entwicklung eines vollelektrischen Fahrzeugs, wobei der Schwerpunkt auf Fahrzeugen mit begrenzter Reichweite für den Stadtverkehr lag. Der erste Versuch wurde 1991 auf der IAA in Frankfurt vorgestellt: der BMW E1 (➜ Lesen Sie auch: BMW Konzeptfahrzeuge, die man kennen sollte), ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug, für das Leben in Städten und Ballungsgebieten konstruiert.

Dank der Forschung und Erfahrung, die die BMW Group sammelte, gewannen Elektromotoren immer mehr an Bedeutung. Da Batterien damals jedoch noch nicht so leistungsstark waren wie heute, mussten Elektromotoren meist mit Verbrennungsmotoren kombiniert werden. Als Ergebnis präsentierte die BMW Group 2009 ihre ersten Hybrid-Serienfahrzeuge: Auf der IAA 2009 in Frankfurt wurden die Luxuslimousine BMW ActiveHybrid 7 und der BMW ActiveHybrid X6 SAC vorgestellt. Knapp ein Jahr später zeigte die BMW Group als Resultat von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten Anfang 2010 den BMW Concept ActiveE – mit dem übergeordneten Ziel, ein Megacity Vehicle (MCV) zu entwickeln –, was schließlich zur Markteinführung des BMW i3 führen sollte.

BMW i: ein elektrischer Pionier

Am 21. Februar 2011 wurde die Marke BMW i unter dem Motto „Born electric“ aus der Taufe gehoben. BMW i (➜ Lesen Sie auch: 10 Jahre BMW i: Die Erfolgsgeschichte einer Vision) steht für einen ganzheitlichen und wegweisenden Ansatz, der nachhaltige Premiummobilität neu definiert – indem er elektrische Antriebe sowie innovative Materialien und Technologien in revolutionären Zukunftskonzepten vereint. Im Fokus: ein neues Verständnis von Premium, geprägt von Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das erste Modell der Submarke war der BMW i3. Er war das erste Serienfahrzeug überhaupt mit einer Fahrgastzelle aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (CFK). Dadurch liegt sein Leergewicht trotz Batteriepaket im Bereich eines normalen Kleinwagens. Die Serienproduktion des BMW i3 endete im Sommer 2022, rund achteinhalb Jahre nach seiner Markteinführung. Dennoch bleibt er eine Inspiration für viele elektrische BMW Fahrzeuge (➜ Lesen Sie auch: Goodbye, BMW i3: Diese Liebe rostet nicht).

Dem BMW i3 folgte 2014 der BMW i8 als Coupé und ab 2018 als Roadster. Der BMW i8 basierte auf der Konzeptstudie BMW Vision EfficientDynamics und kombinierte mit seinem Plug-in-Hybridantrieb die Performance eines Sportwagens mit den Verbrauchs- und Emissionswerten eines Kleinwagens. 2019 zeigte die BMW Group mit dem BMW i Hydrogen NEXT, dass sie auch beim Einsatz von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologien weitere Fortschritte gemacht hat. Zwei Jahre später sammelte der BMW iX5 Hydrogen erste Fahrerfahrungen auf der IAA 2021 (➜ Lesen Sie auch: How can we RE: IMAGINE TODAY?).

Nachhaltigkeit auf lange Sicht nur mit Zirkularität

Die Visionen der BMW Group sind mit den Veränderungen, vor denen die Welt von morgen steht, gewachsen. Nachhaltigkeit umfasst in diesem Sinne den gesamten Herstellungsprozess. Der BMW i Vision Circular war eines von fünf verschiedenen Konzeptfahrzeugen, mit denen die BMW Group ihre Vision individueller urbaner Mobilität auf der IAA Mobility 2021 vorstellte. Der nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (➜ Lesen Sie auch: Fokus auf Zirkulärwirtschaft: nachhaltig ins Jahr 2040) konzipierte BMW i Vision Circular gibt einen Ausblick, wie die weitere zirkuläre Zukunft bei der BMW Group aussehen könnte: ein vollelektrisches Fahrzeug mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Luxus für das Jahr 2040.

BMW i4 European Championships Munich 2022
Stromverbrauch:19,1-16,1 kWh/100km (WLTP)
Elektrische Reichweite:491-590 km (WLTP)
    

Die Enkel der BMW Group treffen auf den Großvater

Mit ihrer vollelektrischen Antriebstechnologie sind der BMW i4 (➜ Lesen Sie auch: Elektrisch von Anfang an), der BMW iX1 und der BMW iX gewappnet für die European Championships Munich 2022 und Speerspitzen für das E-Auto-Team der BMW Group. Als Erster in dieser Funktion wurde der BMW 1602 Electric ins Rennen geschickt, der mit seiner Bescheidenheit vielleicht nicht der Schnellste oder Leichteste war, aber seinen Zweck erfüllte und als Inspiration für eine ganz neue Generation von Elektroautos diente: Individuelle, nachhaltige Mobilität ist machbar.

Ich glaube, dass der BMW 1602 Electric für die Geschichte der Elektroautos nicht nur deshalb wichtig ist, weil er das erste von der BMW Group kommunizierte Elektroauto war, sondern auch, weil er eines der ganz wenigen Elektroautos dieser Zeit ist, der nur ein herkömmlicher Personenwagen sein wollte statt eine futuristische Designstudie, die nicht wirklich ernst genommen werden konnte.
David Carp

BMW Group Design

Auf die letzten 50 Jahre zurückblickend wird noch deutlicher, wie wichtig dieser erste Schritt war. Das ehrgeizige Ziel, die Zukunft der individuellen Mobilität nachhaltig zu gestalten, erfordert noch viele weitere Schritte, doch das Wichtigste ist: Es geht immer weiter.

BMW iX1 European Championships Munich 2022
Stromverbrauch:18,4-17,3 kWh/100km (WLTP)
Elektrische Reichweite:413-438 km (WLTP)
(Alle Zahlen sind vorläufige Werte)   

Was ist die Geschichte hinter dem BMW 1602 Electric?

Drei Jahre nachdem die BMW Group mit der Forschung und Entwicklung zum ersten Elektroauto begonnen hatte, fanden die Olympischen Sommerspiele 1972 in München statt. Die umgebauten BMW 1602 Modelle dienten den Mitgliedern des Organisationskomitees als Transportmittel und wurden offiziell als erstes BMW Elektroauto präsentiert.

Autor: BMW; Art: Verena Aichinger; Fotos: BMW AG/Gudrun Muschalla, Attenberger/BMW Archiv, Wedo Press, BMW AG, BMW Group Historisches Dokumentationszentrum, Niclas Schönwälder

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