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BMW Designelement: Verbeugung vor dem Hofmeisterknick

4 min Lesedauer
Ein BMW ohne Niere? Unvorstellbar. Doch neben diesem allseits bekannten Designmerkmal bei BMW gibt es ein weiteres Stilelement, ohne das kaum ein BMW Fahrzeug seit Beginn der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts auskam und auskommt: der sogenannte Hofmeisterknick.

12. Oktober 2023

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Hofmeisterknick, BMW, BMW explained, Design

Die Niere (➜ Lesen Sie auch: Die Niere im Wandel der Zeit), die markante Sicke in der Seitenansicht, viele Jahre lang die Doppelrundscheinwerfer, die L-förmigen Rückleuchten – es gibt einige Designmerkmale, die sofort mit BMW in Verbindung gebracht werden. Dazu gehört auch der sogenannte Hofmeisterknick. Darunter versteht man die enge Kurve, oder den Knick, in der Säule des hintersten Seitenfensters (C-Säule bei einer Limousine, sonst D-Säule). Noch etwas konkreter: Laut David Carp, BMW Group Design Identity, beginnt der Hofmeisterknick traditionell in der unteren Hälfte der jeweiligen Säule. Hierbei handelt es sich jedoch um keine absolute Definition. Es bleibt abzuwarten, wie diese sich weiterentwickeln wird.

Festes Element der BMW Designsprache

Der Hofmeisterknick erfüllt mindestens zwei wichtige Designfunktionen: Einerseits fungiert er als historisch verbindendes Stilelement zwischen den verschiedenen BMW Generationen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Andererseits ist er ein Designelement, das dem Auge den Übergang vom sogenannten Glashaus (also Fenster, Dach und Säulen) zur unteren Karosserie des Fahrzeugs erleichtert.

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Die stärksten Designikonen werden nicht durch eine Strategie geschaffen.
David Carp
David Carp

BMW Group Design Identity

Doch woher hat der Hofmeisterknick seinen Namen? Er geht auf den langjährigen Leiter der Karosserieentwicklung bei BMW, Wilhelm Hofmeister, zurück. Dieser war übrigens kein Designer, sondern Ingenieur und Bereichsleiter. Und damals war der Bereichsleiter für Karosserieentwicklung de facto auch Chef des BMW Designs. Zudem muss man laut dem BMW Designexperten Carp so ehrlich sein: Der markante Knick ist keine Erfindung von BMW, auch nicht von Hofmeister. Er tauchte schon in den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts an Karosserien auf, an Automodellen aus den USA und Italien. Zuerst bei zweitürigen Coupés und gar Cabrios, etwas später dann auch bei Limousinen.

Bereits Mitte der 1950er-Jahre gab es ein paar Zeichnungen von einem Knick in der C-Säule, ab 1960 dann ernsthafte Entwürfe dazu. Laut Carp hat der Einfluss italienischer Designer – Giovanni Michelotti und Giorgio Giugiaro (➜ Lesen Sie auch: Wie man einen Klassiker erschafft) – dafür gesorgt, dass das Element festen Eingang in die Designsprache von BMW fand – und eben dank Hofmeister auch dort blieb.

Erstmalig 1961 bei BMW zu sehen

Die vorherrschende Meinung, der Knick sei aus Gründen der Karosseriestabilität „erfunden“ worden, treffe für BMW nicht zu, sagt Carp. Es bestehe also keine technische Notwendigkeit für ihn. Ein funktionaler Vorteil sei, dass der Knick eine größere Seitenfensterfläche in der Tür ermögliche, ohne dafür ein zusätzliches Fenster vor der C-Säule zu integrieren. Designtechnisch sorge die Kurve für mehr Linien- und Oberflächenspannung und so für eine dynamischere Seitenansicht (➜ Lesen Sie auch: So skizzieren Sie Ihr Traumauto). Er mache den Auftritt eines Fahrzeugs robuster, jedoch nicht schwerfällig, führt Carp weiter aus.

Erstmalig zu sehen war der Hofmeisterknick bei BMW an den auf der Internationalen Automobilausstellung IAA 1961 in Frankfurt am Main präsentierten Neuheiten BMW 3200 CS und BMW 1500 (➜ Lesen Sie auch: Die Neue Klasse von BMW) – und danach nicht mehr wegzudenken aus der BMW Designsprache. Hofmeister selbst hat den Knick sozusagen salonfähig gemacht und konsequent in das Design der folgenden BMW Modelle integriert.

Video description
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Der Hofmeisterknick markiert den Beginn einer neuen BMW Designsprache.
David Carp
David Carp

BMW Group Design Identity

Doch wir alle wissen: Ausnahmen bestätigen die Regel. So verzichteten die BMW Designer immer mal wieder auf dieses Stilelement, wie zum Beispiel bei bestimmten BMW Touring Versionen, dem BMW Z3 oder BMW i3. Davon abgesehen findet man den variierenden Schwung in der Dachsäule bei allen möglichen Karosserietypen: Limousinen, Tourings, Coupés, Cabriolets oder SAVs. Und das seit Beginn der 1960er-Jahre. So hat sich der BMW Knick Kultstatus erarbeitet und wird fest mit den Fahrzeugen von BMW in Verbindung gebracht.

Der Hofmeisterknick in der Zukunft

Wie wird es mit dem markanten Knick weitergehen? Laut Carp sind der Entwicklung keine Grenzen gesetzt. Denn der Hofmeisterknick entwickelt sich stets weiter. Ein Blick auf die BMW Visionsfahrzeuge seit 2009 zeige eine große Vielfalt an Interpretationen des Hofmeisterknicks, erläutert Carp. So steht der Knick manchmal im Vordergrund, bei anderen Modellen eher im Hintergrund. Manchmal ist er eher skulptural ausgeprägt, in anderen Fällen grafisch. Bei den neuesten BMW Visionsfahrzeugen ist zudem eine neue Dimension zu erkennen: Die klassische Hofmeisterknick-Geometrie kann jetzt als Bühne für elektronisch gesteuerte grafische Effekte genutzt werden. Der Hofmeisterknick ist mal mehr ausgeprägt, mal weniger, größer oder kleiner, runder oder eckiger. Doch eines bleibt er immer: ein festes und markantes Element der BMW Designsprache.

Was ist der Hofmeisterknick von BMW?

Der Hofmeisterknick ist ein Designelement bei BMW Fahrzeugen. Unter dem Begriff versteht man den geknickten Übergang der C- oder D-Säule in den Karosseriebereich der Fensterlinie. Sein Name geht auf den ehemaligen BMW Ingenieur und Bereichsleiter Wilhelm Hofmeister zurück. Das Stilmittel gilt wie die Niere als BMW Designikone.

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Autor: Nils Arnold; Art: Madita O'Sullivan, Shin Miura; Animationen: Madita O'Sullivan, Carolin Wabra; Fotos: BMW/BMW Group Archive

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