Wir suchen einen Ort, an dem wir uns rundum wohlfühlen. Geborgen und sicher. Wo wir entspannen können, wo der Stress von uns abfällt. Wo wir ganz wir selbst sind. Ein Ort, den wir aber gerne auch mit lieben Menschen teilen.
Wie klingt das?
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Versuch’s mal mit Hygge
Die Sehnsucht nach einem Lieblingsplatz – sie erscheint heute stärker als je zuvor. Trendforscher haben dem Rückzug in private, geschützte Räume schon mehrere Namen gegeben. „Cocooning“ etwa, das Einigeln in die eigenen vier Wände. Oder „Homing“, das gesellige Zusammensein in einem privaten Raum. Und heute? Sehnt sich die ganze Welt nach „Hygge“.
Dieser dänische Begriff beschreibt einen Lebensstil, der in der skandinavischen Alltagskultur verankert ist. In angenehmer Atmosphäre genießt man alleine, mit Freunden oder der Familie die Zeit. Hygge weckt Gefühle von Wohlbefinden und Entspannung.
Die deutsche Sprache kennt einen ähnlichen Begriff: „Gemütlichkeit“. Menschen können in gemütlicher Runde zusammensitzen. Zugleich hat das Wort eine stark räumliche Komponente. Eine Wohnung kann gemütlich sein, ebenso eine Gaststätte. Was also macht einen Ort gemütlich und hyggelig?


Design für alle Sinne
Der koreanische Designer Jinsop Lee hat die Theorie des 5-Sinne-Designs aufgestellt. Demnach sieht gutes Design nicht nur gut aus. Es klingt, riecht, schmeckt gut und fühlt sich auch gut an. Sozusagen Hygge und Gemütlichkeit für alle Sinne. Unser Lieblingsplatz wäre demnach ein Ort, der uns in möglichst vielen dieser fünf Kategorien glücklich macht. Probieren wir es aus!
Sinn für Gemütlichkeit: das Sehen

Sinn für Gemütlichkeit: das Sehen
Die meisten Informationen, die wir aus der Umgebung wahrnehmen, sind optischer Art. Wir sehen Farben, Formen, Dimensionen und Licht. All das kann von der Natur geschaffen sein wie ein Bach, der sich durch eine Wiese schlängelt. Oder von Menschenhand arrangiert wie die gemütliche Stube in einem alten Bauernhaus.
Bei den Farben gibt es kulturelle Unterschiede. So gilt Weiß in China als Farbe der Trauer, in den westlichen Ländern ist es Schwarz. Und doch weiß die Psychologie, in welchen Farben wir uns tendenziell wohlfühlen und welches Interior-Design uns glücklich macht.

Farben und Design
Über alle Grenzen hinweg ist Blau die am häufigsten genannte Lieblingsfarbe. Blau beruhigt und steht für die Weite des Himmels. Überhaupt haben naturnahe Farben im Interior-Design einen hohen Wohlfühlfaktor. Brauntöne strahlen eine erdverbundene Gemütlichkeit aus. Grün gleicht aus, steht aber auch für Frische und Lebendigkeit.
Schwieriger ist es, die perfekten Dimensionen eines Raums zu bestimmen. Der Höhlenmensch in uns mag geschützte, überschaubare Räume. Wie stark wir in der Steinzeit verankert sind, zeigt der Platz, den wir intuitiv in Räumen einnehmen: Wir sitzen gerne so, dass wir Aus- und Eingänge im Blickfeld haben. Auch unser Bett stellen wir meist gegenüber der Zimmertür auf. Hintergrund ist ein Instinkt, der seit Zehntausenden von Jahren in unseren Genen steckt: immer auf der Hut zu sein vor möglichen Gefahren, immer flucht- oder kampfbereit.
Der Sehsinn entscheidet also nicht nur darüber, wie unser Lieblingsplatz aussehen soll. Er teilt uns unbewusst auch mit, wo wir uns in einem Raum aufhalten sollten, damit wir ihn als hyggelig und gemütlich empfinden.
Kann man Hygge hören?
Nach den Augen sind die Ohren das zweitwichtigste Sinnesorgan bei der Wahrnehmung von Orten. Gemütlichkeit für die Ohren entfaltet sich besonders gut mit Geräuschen aus der Natur. Sie stimulieren Hirnregionen, die bei Entspannung besonders aktiv sind. Vogelzwitschern und das Plätschern eines Baches helfen erwiesenermaßen beim Stressabbau.
Wie aber spricht uns ein geschlossener Raum akustisch an? Klingt er kühl, mit langem Nachhall? Das ist besonders in großen und leeren Räumen der Fall. Oder schlucken Gardinen und Teppiche die hohen Frequenzen? Das klingt gemütlicher, aber oft auch dumpf. Ein guter Interior-Designer bedenkt solche akustischen Aspekte schon bei der Planung einer Inneneinrichtung.

Entspannende Musik
Oft sind wir uns der Wirkung von Geräuschen auf unser Wohlbefinden nicht bewusst. Dabei können wir hier einfach gegensteuern. Zum Beispiel mit Weißem Rauschen vom Band, das viele Menschen an einen Wasserfall erinnert und störende Geräuschquellen überlagert – als eine Art Gegengift. Oder mit Musik: Britische Neurowissenschaftler haben das entspannendste Lied überhaupt ermittelt. Die Komposition „Weightless“ reduziert den Stresslevel um 65 Prozent. Die Forscher warnen sogar: Das Stück ist derart einschläfernd, dass man es keinesfalls beim Autofahren hören sollte.
Reizvolles Tasten
Unsere Hand gleitet über eine polierte Steinplatte – und dann über ein flauschiges Kissen. Diese Gefühle kennen wir alle. Sie wecken in Sekundenschnelle ganz unterschiedliche Assoziationen: von kühler Eleganz oder von der Gemütlichkeit eines kuscheligen Sofas.

Der Stellenwert des Tastsinns für ein sinnliches Design ist nicht immer leicht zu greifen. Aber der schönste und ruhigste Ort muss sich für uns auch gut anfühlen, um ein hyggeliger Lieblingsplatz zu sein. Dabei zählt nicht nur die Haptik der Fingerspitzen. Der taktile Berührungssinn urteilt etwa auch, ob wir hart oder weich sitzen. So formt sich in unserem Unterbewusstsein ein Gesamteindruck von den Oberflächen und Strukturen unserer Umgebung.
Und wie schon beim Sehen und Hören liefert auch hier die Natur eine Blaupause für einen Wohlfühlort. Die Natur ist voller Reize für unseren Tastsinn. Runde und eckige, weiche und harte, kühle und warme, raue und glatte Oberflächen wechseln einander ab. Diese natürliche Reizvielfalt übertragen Designer in unser alltägliches Lebensumfeld, ob mit Möbeln oder im Auto.
Wir Designer haben darauf geachtet, dass die Dinge hübsch aussehen und sich vielleicht noch gut anfühlen. Lasst uns doch damit beginnen, alle fünf Sinne anzusprechen!
Das Glück der Gerüche
Wir betreten ein Zimmer und fühlen uns schlagartig um Jahre zurückversetzt. Dieser Duft von frisch gebackenen Keksen – wie damals in Omas Küche.

Episodisches Gedächtnis nennt man diese Erinnerungen an den eigenen Lebenslauf. Denn unser Geruchssinn hat einen direkten Draht zu Erinnerungen und Emotionen – direkter als bei allen anderen Sinneswahrnehmungen. Entsprechend stark sind die Gefühle, die Gerüche auslösen. Vor allem, wenn sie uns an die Kindheit erinnern. Vanille beispielsweise vermittelt vielen Menschen ein Gefühl von Geborgenheit und Gemütlichkeit.
So wie wir uns an unserem Lieblingsort umschauen können, so können wir uns dort auch bewusst „umriechen“. Und häufig stellen wir dann fest: Unser Lieblingsplatz ist ein Ort, dessen Geruch schöne Erinnerungen aus unserem Leben weckt.
Eine Frage des Geschmacks
Kann ein Lieblingsplatz nach etwas schmecken? Das klingt zunächst abwegig. Aber der Geschmack salziger Meeresluft weckt Urlaubsgefühle. Und wenn wir unser Lieblingscafé betreten, läuft uns schon in der Tür das Wasser im Mund zusammen. Denn das Wohlgefühl von gutem Essen und Trinken überträgt sich unbewusst auf den Raum.
Ein Lieblingsplatz ist also nicht nur Geschmackssache. Die Liebe zu einem Ort kann sprichwörtlich durch den Magen gehen.


Das Auto wird zum Wohlfühlraum

Wie wir Räume wahrnehmen – mit dieser Frage beschäftigen sich nicht nur Wissenschaftler oder Architekten. Auch Auto-Designer legen immer mehr Wert auf ein Interieur, das alle Sinne anspricht. „Das Auto wird zum Wohlfühlraum“, sagt Domagoj Dukec, Leiter Design BMW Automobile. Im Interview erklärt er seine Vision vom fahrenden Lieblingsplatz.

Wie interpretieren Sie Ihr persönliches Empfinden, wenn Sie sich in einem Raum wohlfühlen? Welche Elemente tragen maßgeblich zu diesem Gefühl bei?
Ich würde das persönliche Empfinden mit „glücklich“ umschreiben. Ein Raum, in dem ich mich wohlfühle, muss mir das Gefühl geben, mich fallen lassen zu können und frei zu sein. Ich bin sehr gerne auf meiner Terrasse und blicke in die Natur. Jeden Tag kreativ arbeiten zu können war schon immer mein Traum. Allerdings kann es mitunter auch sehr kräftezehrend sein, da man sehr viel von sich persönlich gibt und sich emotional stark einbringt. Mir ist es daher wichtig, einen Rückzugsort zu haben, an dem ich meine Batterien wieder aufladen und gleichzeitig neue Inspiration finden kann. Es geht dabei weniger um die Frage, welche Elemente dazu beitragen, als vielmehr darum, ob dieser Ort es mir ermöglicht, zu mir zu finden. Ich würde es wie Aristoteles halten: „Das Ganze ist dabei mehr als die Summe seiner Teile.“

Wie spielen die fünf Sinne Ihrer Meinung nach zusammen, damit ein Raum als „favorite space“ empfunden wird?
Unsere Sinne sind etwas sehr Emotionales. Sie geben dir innerhalb von Millisekunden ein Gefühl, bevor du überhaupt die Situation rational erfassen kannst. Ich glaube, jeder hat schon mal die Situation erlebt, dass man einen Raum betritt und sich direkt wohlfühlt oder eben nicht. Dieses Gefühl ist unmittelbar präsent. Ein Ort oder Raum, an dem ich mich wohlfühle, muss daher stimmig alle wahrnehmbaren Sinne auf einem sehr hohen Level bedienen. Das ist auch der Grund, warum wir alle Sinne bei einem neuen Fahrzeugprojekt bereits im Design-Prozess berücksichtigen, denn sie sind maßgeblich für den ersten Eindruck und haben großen Einfluss auf das konkrete Design.

Wird das Fahrzeug-Interieur künftig einen höheren Stellenwert bekommen als heute? Wenn ja: Hat das nur technische Gründe wie autonomes Fahren, oder sind das auch gesellschaftliche Trends wie Cocooning?
Auf jeden Fall. Das Automobil an sich wird in den kommenden 20 Jahren wesentlich stärkere Veränderungen erfahren als in den letzten 100 Jahren – das betrifft insbesondere das Interieur. Technologie und Gesellschaft bedingen sich dabei gegenseitig. Hinsichtlich der Technologie sehen wir vier entscheidende Treiber für künftige Mobilität: Automated, Connected, Electrified und Services. Wir nennen es „ACES“. Diese neuen Innovationsfelder ermöglichen es uns, das Interieur eines Fahrzeugs völlig neu zu denken.

Wie genau sehen Sie die gegenseitige Abhängigkeit von Technologie und Gesellschaft? Können Sie vielleicht ein Beispiel nennen, welchen Einfluss soziale Trends auf die Technologie-Entwicklung nehmen?
Der Mensch mit seinen Emotionen und Bedürfnissen steht für uns im Mittelpunkt. Wir beobachten, dass die Gesellschaft immer stärker an intelligenten und integrierten Lösungen interessiert ist, die das Leben vereinfachen. Neue Technologien ermöglichen diese Lösungen. Wir im Design haben dabei die Aufgabe, diese Technologie gestalterisch so in das Fahrzeug zu integrieren, dass es sinnlich erlebbar wird. In unserem neuen Visions-Fahrzeug, dem BMW Vision iNEXT, haben wir diesen Anspruch durch Shy Tech umgesetzt. Abgesehen von den Displays im Fahrerbereich sind keine weiteren Displays oder Knöpfe im BMW Vision iNEXT zu sehen. Dafür sind die Oberflächen intelligent. Unter dem Jacquardstoff und dem perforierten Holz ermöglicht eine nahezu unsichtbare Technik die Bedienung. Die Technologie rückt bewusst in den Hintergrund und wird erst sichtbar und bedienbar, wenn es gewünscht ist. Durch das Zeichnen einer Note wird Musik abgespielt. Ganz einfach und intuitiv.

Sind auch traditionelle Lehren wie Feng-Shui auf moderne Autos übertragbar? Oder ist das abwegig?
Die Lehre von Feng-Shui und bewegliche Objekte stehen im Widerspruch zueinander. „Ba Zhai“ beschreibt eine Methode, bei der die Ausrichtung an einer Himmelsrichtung einen hohen Stellenwert einnimmt. Viel wichtiger als die Prinzipien und Methoden von Feng-Shui ist das Ergebnis, das sich einstellt. Es geht um das Gefühl, mit der Umgebung in Harmonie zu sein. Und dieses Gefühl lässt sich ohne Zweifel auf ein Auto übertragen.

Viele Menschen definieren einen Wohlfühlort mit „wie zu Hause“. Lässt sich dieses Gefühl auf ein Auto übertragen?
Ein autonom fahrendes Auto bietet völlig neue Möglichkeiten. Es geht darum, Lebenszeit zu gewinnen. Mit dem BMW Vision iNEXT brechen wir ganz bewusst mit bekannten Dogmen und zeigen eine neue Interpretation von Mobilität – eine sehr menschliche Interpretation. Dafür haben wir das Interieur als Boutique-Hotel gedacht, einen Ort des Wohlfühlens. Es ist dabei bewusst offen gestaltet und ermöglicht den Dialog. Jedes Objekt wurde als einzelnes Möbelstück designt. Im BMW Vision iNEXT haben wir einen Coffee Table integriert, der durch die Materialien und Farben so wirkt, als ob er in der Mittelkonsole schwebt. Die feine Holzplatte liegt auf einer Schale aus edlem, beleuchtetem Kristallglas, das von einem filigranen, bronzefarbigen Fuß gehalten wird. Der Facettenschliff des Kristallglases bewirkt, dass das Licht reflektiert, gebrochen und vielfarbig aufgespalten wird. Und so manches Detail entdeckt man erst auf den zweiten oder dritten Blick. Lässt sich also dieses Gefühl auf ein Auto übertragen? Definitiv, der BMW Vision iNEXT stellt sich diesem Anspruch.

