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So sehen Experten die Mobilität der Zukunft

So sehen Experten die Mobilität der Zukunft

10 min Lesedauer
Wie werden wir die Zukunft unserer Mobilität gestalten? Als eine Smart City mit selbstfahrenden Autos und fliegenden Taxis? 100 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Sozialem haben für BMW in die Zukunft geschaut. Hier geben wir Ihnen einen Einblick in die spannendsten Szenarien.

27. November 2018

Stellen Sie sich eine App vor, die Tinder und Uber verbindet. Mit „Tuber“, so der Name der App, finden wir Mitfahrgelegenheiten und können dabei unsere Fahrer und Mitfahrer ganz nach unserem Geschmack auswählen. Tuber steht damit für eine Mobilität von morgen – eine Mobilität, die Menschen nicht nur bewegt, sondern auch miteinander verbindet.

Die Idee zu Tuber entstand beim BMW Group rad°hub 2018 in Rotterdam. Dort tauschten sich rund 100 Experten in Workshops über die Mobilität der Zukunft aus. Dabei ging es auch um die Fragen: Wie sehen die Lebensräume der Zukunft aus, im Sinne eines „Smart Habitat“? Wie lebt es sich, wenn alles mit allem verbunden ist? Das Stichwort hier lautet „Connected Life“. Und wie gelangen wir zu einer nachhaltigen Form unserer Wirtschaft? Experten sprechen hier von „Circular Economy“.

Hier lesen und sehen Sie fünf spannende Zukunfts-Szenarien. Außerdem verraten fünf Teilnehmer ihre persönliche Vision der Mobilität von morgen.

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Szenario 1: Sieben Tage im Leben von Kim

Dürfen wir vorstellen: Das ist Kim, 35 Jahre alt. Sie lebt mit ihrem Kind in einem Vorort von Paris. Kims Mann ist ein ehemaliger Taxifahrer. Warum ehemalig? Weil wir uns im Jahr 2030 befinden, und in diesem Szenario der Mobilität von morgen gibt es keine herkömmlichen Taxis mehr. Und auch keine privaten Autos – die sind innerhalb dieser Stadt der Zukunft nicht mehr nötig!

Stattdessen wird der komplette öffentliche Verkehr über autonome und intelligente Zellen abgewickelt. Diese Transportmittel bieten maßgeschneiderte Dienstleistungen an, etwa als fliegender Konferenzraum, mobiles Behandlungszimmer für eine Physiotherapie oder als Friseursalon. Weil die Services mit den Zellen zu den Menschen kommen, müssen die Bewohner wie Kim weniger reisen.

Auch im Berufsleben sinkt der Bedarf an Mobilität dank innovativer Technologien. Am „Virtual Mobility Day“ kann Kim ihren Job als selbstständige Beraterin im Gesundheitsbereich von zu Hause aus erledigen. Sie trifft sich mit Kunden und Kollegen aus aller Welt im heimischen Wohnzimmer – eine hochentwickelte Hologramm-Technologie macht’s möglich.

Für eine effiziente Mobilität sorgt auch Kims persönlicher Assistent, hier als Schneemann dargestellt. Er optimiert ihre Tagesabläufe und stellt jederzeit die passende Mobilitäts-Option zur Verfügung. Dabei berücksichtigt er auch Kims Vorlieben.

Die Zeit, die Kim durch effizientere Mobilität gewinnt, kann sie am Familientag mit ihren Lieben verbringen oder für ehrenamtliches Engagement am „Community Day“ einsetzen. Der größte Luxus aber, den sich Kim gönnt, ist der „Digital Detox Day“: ein Tag nur mit echten Menschen – und mit dem guten alten Fahrrad.  

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Szenario 2: Der perfekte Kreislauf

Was wir hier sehen, ist das Modell einer zirkulären Volkswirtschaft („Circular Economy“). Um Ressourcen zu schonen, Abfall zu vermeiden und Energie einzusparen, werden sämtliche Formen von Emissionen wiederverwendet und wiederverwertet. In diesem Zukunfts-Szenario wird der Abfall zur Energiegewinnung genutzt, welche zur Produktion industrieller Güter für die vernetzte Stadt benötigt wird. Die Stadt versorgt sich also selbst. Bemerkenswert: Obwohl in diesem Szenario alles von Computern gesteuert wird, stehen echte zwischenmenschliche Begegnungen im Mittelpunkt.

Die Smart City integriert vieles, was heute an verschiedensten Orten im urbanen und ländlichen Raum zu finden ist: Wohnen, Mobilität, Landwirtschaft, Energieproduktion – alles spielt sich innerhalb dieser autarken Umgebung ab. Auch das Energiesystem ist dezentralisiert. So tragen die Fußgänger und Radfahrer zur Stromgewinnung etwa für E-Autos bei. Spezielle Beläge auf den Geh- und Radwegen wandeln den Druck auf die Oberfläche in elektrische Energie um. Selbst die Kinder auf dem Spielplatz produzieren kinetische Energie: Wenn sie rutschen, wird die Reibungswärme in Strom umgewandelt.

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Szenario 3: Der intelligente Wolkenkratzer

Die Familie in diesem Zukunfts-Szenario wohnt in einem hochtechnologisierten Hochhaus. Die mit der Digitalisierung einhergehende Konnektivität spart vor allem Zeit, die die Menschen für Freunde, für Beziehungen und andere sinnvolle Dinge verwenden können. Und nicht nur das – Konnektivität macht das Leben auch bequemer. So registriert ein Roboter, welche Familienmitglieder sich zurzeit im Haus aufhalten, und serviert das Abendessen – abgestimmt auf die Vorlieben der Kinder oder auch auf die Diät des Großvaters.

Auf dem Dach des Hochhauses gibt es eine Gartenlandschaft, die zur Lebensmittelproduktion genutzt wird („Urban Farming“). Das Haus erzeugt selbst Strom. Diese Energie nutzen die Bewohner auch, wenn sie mit E-Autos und E-Bikes in ihrer Freizeit in die Natur fahren.

Generell ist der Bedarf an Mobilität in diesem Szenario reduziert. Das intelligente Hochhaus beherbergt bereits viele Funktionen, die heute auf verschiedene Orte verteilt sind. Zum Beispiel Arbeitsplätze, die mit der Außenwelt vernetzt sind. Wer eine Auszeit von der Konnektivität wünscht, kann sich im Hochhaus aber auch ausklinken: in einem speziellen Offline-Raum ohne Datenverbindung.

Peter Schwarzenbauer Vorstandsmitglied der BMW AG über Mobilität der Zukunft

Peter Schwarzenbauer, Vorstandsmitglied der BMW AG und Schirmherr des BMW Group rad°hub.

Autonomes Fahren wird unsere Mobilität revolutionieren
3 Fragen an Peter Schwarzenbauer

Vorstandsmitglied der BMW AG

Herr Schwarzenbauer, wie wird Ihre Mobilität der Zukunft aussehen, sagen wir, in zehn Jahren?



Peter Schwarzenbauer: Ich werde dann auf jeden Fall einen elektrischen MINI in der Garage haben. Da bin ich mir ganz sicher. Zusätzlich wahrscheinlich einen elektrischen Scooter. Ich glaube, dass Zweiräder in Zukunft eine deutlich größere Rolle im urbanen Stadtverkehr spielen werden als heute, denn ihr kleiner Footprint ist da einfach unschlagbar. Und ich denke, ich werde noch viel mehr als heute Angebote von Mobilität „on demand“, also auf Abruf, nutzen. Das ist jetzt schon meine bevorzugte Art der Fortbewegung, wenn ich in anderen Städten unterwegs bin.

Was war in der jüngeren Vergangenheit Ihr größtes Aha-Erlebnis in Sachen Mobilität von morgen?



Schwarzenbauer:
 Als ich zum ersten Mal in einem autonomen BMW unterwegs war. Man muss das erlebt haben, alleine in einem selbstfahrenden Fahrzeug zu sitzen und die Verantwortung an eine Maschine abzugeben. Das macht etwas mit den Menschen. Wenn diese Technik in den Markt kommt, wird das die Mobilität, wie wir sie heute kennen und nutzen, von Grund auf revolutionieren. Auf diese Veränderung müssen wir uns heute vorbereiten, um morgen unseren Kunden die entsprechenden Angebote machen zu können. Dabei dürfen wir uns nicht nur auf die Technik des autonomen Fahrens konzentrieren. Vielmehr müssen wir an das gesamte Ökosystem der Mobilität für unsere Kunden denken.

Sie betonen hinsichtlich neuer Mobilitätskonzepte oft den Aspekt der Responsibility. Welche Rolle wird verantwortungsvolles Handeln künftig einnehmen?



Schwarzenbauer:
 In 20 Jahren wird verantwortungsvolles Denken und Handeln in der Gesellschaft eine noch größere Rolle spielen. Dann wird es nicht mehr genügen, ein tolles Produkt oder einen tollen Service anzubieten. Zwei Aspekte werden für die Kunden immer wichtiger werden: 1. Wie ist ein Produkt entstanden, und welchen Impact hat es insgesamt auf unsere Umwelt? 2. Was ist der Mehrwert der Unternehmen für die Gesellschaft? Nur wer diese beiden Fragen glaubhaft beantworten kann, wird in Zukunft weiter erfolgreich sein.

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Szenario 4: Smart Habitat mit gutem Geist

Dieser Raum liegt in einer Smart City und ist selbst durch und durch intelligent. Alles ist einfach zu bedienen, multifunktional und beruht auf den Prinzipien des Teilens, des Lernens und der Konnektivität. Selbstfahrende Autos sind in dieser vernetzten Stadt eine Selbstverständlichkeit.

In dieses Smart Habitat geht man zum Beispiel, um zu kochen und andere Leute zu treffen. Oder auch zum Arbeiten. Dabei passt sich der Raum automatisch den Bedürfnissen und Präferenzen der Besucher an. Das Habitat lässt sich aber auch rein virtuell besuchen. Energetisch trägt es sich selbst. Es erzeugt seinen eigenen Strom etwa für Elektroautos und auch seine eigenen Lebensmittel wie Obst und Gemüse. Ebenso wird jeglicher Müll vor Ort recycelt.

Im Zentrum dieses Szenarios steht ein Wesen, das die Geschicke lenkt – eine Art guter Geist. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen freundlichen Algorithmus und auch nicht um einen Roboter. Vielmehr wählen die Bewohner der Stadt einen echten Menschen aus ihren Reihen zum Gastgeber dieses Smart Habitat. Er versteht die Bedürfnisse jedes einzelnen Besuchers und sorgt dafür, dass sich alle perfekt aufgehoben fühlen.

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Szenario 5: Smart Mobility mit Passagier-Drohnen

Wir schreiben das Jahr 2028 in einer europäischen Großstadt. Dank „Urban Gardening“ und „Urban Farming“ verschwimmen die Grenzen zwischen Stadt und Natur. Die Stadt ist dezentral in sogenannten Hubs organisiert. In diesen Hubs gibt es alles, was man braucht. Deshalb ist der Bedarf an Mobilität in dieser vernetzten Stadt geringer. Dennoch reist man in diesem Szenario, wann immer man möchte.

Die Infrastruktur geht über selbstfahrende Autos noch hinaus: Sie basiert auf einem ausgeklügelten System des öffentlichen Verkehrs mit Magnetschwebebahnen und fliegenden Shuttles. Sie sind für jeden zugänglich und erschwinglich. Gegen einen Aufpreis können auch individuelle „Mobility Services“-Dienste wie Passagier-Drohnen gebucht werden.

5 Experten erklären ihre Vision von Mobilität in 10 Jahren

„Ein virtueller Fahrer für meine Tochter“

Sebastian Copeland

Sebastian Copeland, Fotograf, Polarforscher und Umweltaktivist, in Frankreich geboren, lebt in München.

„In zehn Jahren wird mein ältestes Mädchen 14 Jahre alt sein. Ich vertraue darauf, dass dann der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft gerade im Transportwesen in vollem Gange ist – und dass meine Tochter vor allem emissionsfreie und autonome Verkehrsmittel kennen wird. Vermutlich wird die Shared Economy die urbane Mobilität dominieren. Ich werde also wohl einen virtuellen Fahrer mit einem E-Auto rufen können, der sie zur Schule chauffiert. Währenddessen möchte ich mit ihr interagieren können, und zwar mittels einer Art 3D-Hologramm. Ich hoffe aber auch, dass sich die individuelle Mobilität in zehn Jahren von den Straßen losgelöst haben wird und dass sich der Luftraum für einen schnelleren und weniger überlasteten Individualverkehr öffnet – emissionsfrei natürlich.“

„Aus Eigentümern werden Nutzer“

Lior Fisher Shiloni

Lior Fisher Shiloni, Creative Strategy & Design Management, Tel Aviv.

„Die Mobilität der Zukunft, so wie ich sie mir vorstelle, beruht auf der Synthese von Design und Technologie. Design muss dazu dienen, nachhaltige Systeme, Dienstleistungen und Produkte zu schaffen, die kundenorientiert, zuverlässig und effizient sind. Die Mobilität von morgen liegt darin, dass wir uns vom Eigentümer zum Nutzer wandeln. Mobilität als Konzept muss sich schnell und einfach an unterschiedliche Bedürfnisse und Einschränkungen anpassen können. Die emotionale Verbindung zu den Produkten wird sich zu einem gemeinsamen Gefühl der Verpflichtung gegenüber der Umwelt und unserer Gemeinschaft entwickeln. Sie wird in einer vernetzten Stadt mobile Lösungen schaffen, die nicht nur bequem, sondern auch ethisch verantwortlich sind.“

„Transport verbindet Menschen“

Georgine Paltzer

Georgine Paltzer, Initiatives Manager The LEGO Foundation, Billund, Dänemark.

„In Zukunft geht es bei Mobilität nicht mehr nur um individuellen Transport, sondern auch um eine verbesserte Ressourcen-Effizienz durch den Gebrauch von nachhaltigen Materialien und Energien. Die Zukunft der Mobilität baut auf einer Sharing Economy auf. Der Personentransport könnte dadurch zu einer Gelegenheit für sinnhafte menschliche Interaktionen werden. Damit Menschen jedoch in einer solchen technologiegestützten Zukunft leben und sinnvolle Verbindungen herstellen können, müssen wir unsere sozial-emotionalen Fähigkeiten fördern – zum Beispiel durch Spielen.“

„Schnell, sicher und emissionsfrei“

Oliver Lange

Oliver Lange, Head of H&M LAB Germany, Berlin.

„Ich glaube an einen disruptiven Wandel der Mobilität und der Nutzung von Fahrzeugen, um jedes beliebige Ziel zu erreichen. Digitalisierung, Automatisierung, künstliche Intelligenz und Shared Mobility kreieren ein reibungsloses Erlebnis und schaffen neue Möglichkeiten, Zeit zu nutzen. Egal, wohin ich gehe oder welche Art von Transport ich benutze oder wie lang die Reise ist, ich werde sicher, schnell und emissionsfrei an mein Ziel gebracht. Die durch Smart Mobility gewonnene Zeit werde ich nutzen, um ein Rockkonzert zu erleben, Kollegen in einem Videoanruf zu treffen oder während der Reise neue Dinge zu lernen. Da vieles zu Hause, im Fahrzeug oder anderswo von meinem persönlichen Assistenten verwaltet wird, werde ich mich auf die wichtigen Dinge konzentrieren können. Allerdings wird er immer einen An- und Ausschalter haben, der mir die Freiheit gibt, tatsächlich entscheiden zu können.“

„Radikale Veränderungen“

Francesca Arcuri

Francesca Arcuri, Senior Consultant Mobility in Chain, Mailand.

„Neue Technologien verändern Mobilitäts-Optionen radikal. Sie verändern die Gewohnheiten der Menschen sowie die städtische Dynamik und Struktur. Dennoch geht es bei der vernetzten Stadt der Zukunft auch um die Zukunft der Bürger. Die Veränderungen der gesellschaftlichen Gewohnheiten und Trends werden zwangsläufig die Rolle der Mobilität von morgen beeinflussen. Die drei wichtigsten Trends sind Sharing, Elektromobilität und autonomes Fahren. Sie öffnen die Tür zu einer Vielzahl möglicher Hybridlösungen.“

BMW Group rad°hub

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Die Mobilität der Zukunft gemeinsam gestalten.

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