Warum Design und Kreativität ein Ausdruck von Persönlichkeit sind, wie sie Trends aufspürt und dazu auch bewusste Gegenpositionen aufbaut, erklärt Cajsa bei einem Besuch in München. Dabei erlebt sie auch das BMW Concept i4 zum ersten Mal in allen Facetten.
Der Reiz des Unbekannten
Dass Cajsa keine Angst hat, Neues auszuprobieren, kommuniziert schon ihr Markenzeichen: der Buzzcut, je nach Laune gefärbt von blond über blau bis pink. Sich die Haare abzurasieren kostet Überwindung, für das schwedische Energiebündel war es ein wegweisender Schritt. „Es zeigt meine Persönlichkeit“, sagt Cajsa. „Die Menschen haben immer noch feste Geschlechterbilder im Kopf: Eine Frau hat bestimmten Sehgewohnheiten zu entsprechen, lange Haare sind dabei nur eines von vielen Statussymbolen. Ich fürchte mich nicht, unbekanntes Terrain zu betreten oder mit Looks zu experimentieren.“
Ihr Look polarisiert, und wer sich nicht an Konventionen bindet, ruft auch kritische Stimmen hervor. „Natürlich weiß ich nicht immer, was mich erwartet, wenn ich eine Illustration veröffentliche oder ein ungewohntes Fotomotiv schieße. Aber ich habe meine Vision. Mit meinen Werken und Designs möchte ich mich ausdrücken. Meine Meinung, meine Emotionen. Und auch wenn einige Menschen von einem starken Charakter eingeschüchtert sein mögen, ist es doch gerade dieses ehrliche Selbstbewusstsein, dass meine Identität zeigt“, erklärt Cajsa. Eine wichtige Rolle spielen dabei ihre Freunde, die stets ehrlich ihre Meinung kundtun – und genau das brauche sie auch. Gerade, wenn etwas mal nicht läuft wie geplant. „Es gibt immer wieder Rückschläge“, erzählt Cajsa und lächelt, „aber ich habe viel dazugelernt und weiß, egal wie tief ich falle, ich falle immer wieder auf meine Füße.“
Man sollte auch nicht immer zu viel in etwas hinein interpretieren – ich mache oft Dinge, weil sie mir einfach Spaß bereiten.
Ihre Illustrationen sind ebenso bunt, authentisch, verspielt und gleichzeitig unkonventionell wie ihre Outfits. „Scandinavian Cool“ nennt Cajsa ihren Stil, für den sie oftmals in der Vergangenheit Inspiration findet.
„Ich lasse mich gerne von Designs und Stoffen aus der Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts inspirieren, aber auch von den Wikingern, Picasso oder den 60er Jahren“, erzählt Cajsa. Eine bunte Palette für einen individuellen Stil. Und wann fallen ihr die besten Ideen ein? „Meist an unterschiedlichsten Orten und Zeitpunkten, an denen man nicht damit rechnet. Mich inspirieren Gespräche mit Freunden, Werbespots, ein Spaziergang im Wald. Besonders kreativ bin ich auch unter der Dusche, da kann ich sehr gut nachdenken.“
Viele Einflüsse zieht Cajsa Wessberg aus der Natur. Dort, mitten in den schwedischen Wäldern, befindet sich eine ihrer wichtigsten Inspirationsquellen: eine Holzhütte, seit über 200 jahren in Familienbesitz. „Das Ferienhaus ist ein ganz spezieller Platz für mich, ein Rückzugsort, an dem ich mich sicher und geborgen fühle. Schon als Kind verbrachten wir dort Urlaubstage, und es ist ein wundervolles Gefühl zu wissen, dass ich jederzeit dorthin zurückkehren und neue Inspiration sammeln kann.“
Die kristallblauen Augen strahlen eine einnehmende Energie aus, die Posen Selbstbewusstsein – und doch wirkt Cajsa beinahe schüchtern, wenn sie von sich erzählt.
Es gibt noch ein weiteres Talent, auf das sich die quirlige Schwedin verlassen kann – ihr Gespür für Trends. „Ob Mode oder Design, es macht mir Spaß, zu schauen und herauszufinden, was als nächster großer Einfluss kommen könnte.“ Und Cajsa liegt oft richtig. „Eines Tages hatte ich nach dem Aufstehen das Gefühl, den Pyjama mal anbehalten zu wollen. Ich habe das Oberteil zu einem Büro-Look kombiniert. Und wenig später waren Pyjama-inspirierte Oberteile tatsächlich nicht nur in Mode-Shootings Talk of the Town.“ Trends gäben einen guten Rahmen vor, das Motiv selbst sollte man aber mit einer persönlichen Note ausfüllen, verrät das kreative Multitalent.
Für mich soll Design immer Identität widerspiegeln. Und was ist besser als ein Fahrzeug mit einer starken Persönlichkeit?
Und wie verhält es sich mit ihrem Trendgespür bei Autos? Wie würde sie den Innenraum gestalten? Cajsa muss nicht lange überlegen und deutet auf die Silhouette des BMW Concept i4. „Ich mag diesen organischen, weniger industriellen Look. Diese mitreißende Dynamik. Wir werden auch mehr von der Natur inspirierte Elemente sehen, mehr handgearbeitetes Holz, intelligente Stoffe – ein Design für alle Sinne.“
„Ich würde in das Auto von morgen eine schöne Lampe einbauen“, sagt Cajsa. „Licht hat eine so magische Wirkung. Dazu noch eine samtige Decke und eine Halterung für zwei Tassen Tee oder Kaffee. Für mich soll Design immer Identität widerspiegeln. Und was ist besser als ein Fahrzeug mit einer starken Persönlichkeit?“
Fotos: Markus Burke; Autor: Markus Löblein