Es ist 7 Uhr morgens am Furkapass. Stille. Nur das Rauschen des Wasserfalls am Rhonegletscher ist zu hören. Die Serpentinen liegen im Tiefschlaf. Vom gegenüberliegenden Grimselpass drückt der Wind imposante Nebelwolken tief ins Tal. Die Bühne für den Moment, in dem Gegenwart auf Vergangenheit trifft, hätte die Natur nicht besser inszenieren können.
Seit über hundert Jahren ist der Furkapass in der Schweiz eine beliebte Route für Luxus-Touristen. Erst via Postkutsche, später mit dem Automobil. Den fortschrittlichsten Luxus seiner Zeit repräsentierte der BMW 8er (E31) aus den 80er und 90er Jahren. Doch wie transportiert man den Reiz des Außergewöhnlichen in die Zukunft? Wie hat sich das Verständnis von Exklusivität seit dem Ur-Achter verändert? Wir haben zwei Schweizer Experten für zeitgenössischen Luxus zum besonderen Gespräch eingeladen und auf Spurensuche geschickt – über die berühmten Bergstraßen ihrer Heimat im BMW 8er der Gegenwart.
Wo einst Gäste des Berghotels „Belvédère“ direkt am Schweizer Gletscher aus Postkutschen stiegen, parken jetzt das neue BMW M850i xDrive Gran Coupé und sein Vorgänger, der BMW 8er (E31) aus dem Jahr 1989. Nenad Mlinarevic und Daniel Mani steigen aus, lassen still den Blick schweifen. Ihre Heimat hat sie gerade wieder neu in ihren Bann gezogen.
Nenad Mlinarevic
Der „Schweizer Koch des Jahres 2016“, hat sich im Restaurant „focus“ in Vitznau zwei Michelin-Sterne erkocht. Dann traf er eine mutige Entscheidung: Er gab seine Auszeichnungen ab. Nenad wollte ein Restaurant für alle, wollte mehr Menschen mit gutem Essen glücklich machen. Mit Freunden hauchte er der „Bauernschänke“ in Zürich neues Leben ein und entwickelt nebenbei Food-Konzepte für Restaurants wie das „Fritz & Felix“ im exklusiven „Brenner’s Park Hotel“ in Baden-Baden.
Daniel Mani
Wer kann schon behaupten, dass sein Arbeitsweg über einen der schönsten Alpenpässe führt? Hotelier Daniel Mani entwirft zusammen mit seinen Partnern Günter und Manfred Weilguni einzigartige Wohlfühlorte für den modernen Reisenden in der Schweiz. Sein Stadthotel „Spedition“ in Thun erhielt den diesjährigen UNESCO-Prix-Versailles für das weltweit schönste Interieur. Eine Fahrt über den Furkapass entfernt liegt Flims. Dort ist Daniel Gastgeber im Designhotel „The Hide“ – dem Ziel der gemeinsamen Autoreise mit der alten und neuen Generation des BMW 8er.
Auf dem Pass zu Hause
Rückblick. Die Zeitreise auf acht Rädern beginnt in Gletsch. Der Furkapass verbindet den kleinen Ort im Kanton Wallis mit Andermatt. Für Daniel Mani, der den ersten Abschnitt im Ur-Achter zurücklegen möchte, ein vertrauter Anblick. Schon als Kind führte der Weg mit der Familie hier über die Berge, auf dem Arbeitsweg zwischen seinen Hotels in Thun und Flims pendelt er heute oft über die Bergstraßen. „Die Ausflüge auf den Furkapass oder Grimselpass waren ein Ritual. Und als ich meinen Führerschein hatte, bin ich gleich am nächsten Tag direkt über den Furkapass gefahren.“ Auch für Nenad Mlinarevic sind die Berge vertrautes Terrain. „Das ist Heimat. Besonders liebe ich die Fahrt über den Julierpass.“ Um die Passfahrt genießen zu können, seien Komfort und gute Straßenlage wichtig. Noch mehr jedoch Sicherheit – und aus den Kurven heraus schnell beschleunigen zu können. Beide Generationen des BMW 8er eint der Luxus, sich hier nicht entscheiden zu müssen.
Luxus ist die Summe vieler Details
Über die Zeit verändern sich die Erscheinungsformen. Nicht nur bei Fahrzeugen entwickelt sich das Verständnis von Luxus weiter, auch beim Reisen. Nach dem Bau 1882 und dem Beginn des Tourismus auf den Passstraßen stand das Hotel „Belvédère“ für Noblesse und Pioniergeist. Mittlerweile ist der ikonische Bau seit einigen Jahren geschlossen. Der Sehnsuchtsort ist nur noch ein Denkmal. Die Anziehungskraft aber bleibt ungebrochen. Eine halbe Stunde später stehen beide Fahrzeuge vor dem Hotel. Fahrerwechsel.
Daniel Mani nimmt im BMW 8er Gran Coupé Platz. Er streicht an der Naht der perforierten Sitze entlang und blickt zu Nenad. „Mich reizt die Haptik. Ich wollte den Schalthebel aus Swarovski-Glas berühren, die Lautsprecher (➜ die 6 besten Songs für den Lautsprecher-Test) anfassen. Wie fühlt sich das gefräste Metall an? Wie das Leder auf dem Armaturenbrett? Egal, ob Hotelzimmer oder Auto, wenn am Schluss viele kleine Details ein Ganzes ergeben, ist das für mich perfektes Design.“
Das Design eines Autos und die Gestaltung eines Hotelzimmers haben etwas gemeinsam: Das Entscheidende sind viele kleine, individuelle Details, die am Schluss ein Ganzes ergeben.
Luxus ist Service, der über Erwartungen hinausgeht
Verband man Luxus früher mit noblen Produkten und teuren Materialien, genießen heute Erlebnisse wie eine Reise oder hochwertige Nahrungsmittel einen hohen Stellenwert. „Luxus muss nicht prunkvoll sein“, erklärt Daniel Mani. Die Zeiten, als Pagen oder Liftboys zwar bedienen, aber nicht mit den Gästen sprechen sollten, seien vorbei. „Luxus heißt, die Distanz zu verkleinern. Auf die Menschen zugehen. Ein Gastgeber mit Persönlichkeit sein.“„Richtig“, sagt Nenad. „Persönlichkeit ist die wichtigste Zutat – egal ob auf dem Teller oder an der Rezeption.“
Anfang des 20. Jahrhunderts lockten Luxushotels mit Annehmlichkeiten wie elektrischen Aufzügen oder Sprechrohren, die die Gäste vom Zimmer aus mit dem Personal verbanden. Heute lassen sich über Tablets Lichtstimmungen steuern, Vorhänge öffnen oder man entspannt im privaten Spa seiner Suite. „Gäste, die in Hotels der Luxus-Kategorie übernachten, gehen davon aus, dass Komfort und Produkte stimmen. Was wir zusätzlich anbieten können, ist der Mensch“, fügt Hotelier Daniel Mani an. „Einen Gastgeber, der persönlich vor Ort ist. Aufmerksamkeit. Und Service, der über Erwartungen hinausgeht.“
Freiheit als Antriebskraft
Zwischen den Berghängen schraubt sich die historische Furka-Dampfbahn wie zu ihren goldenen Zeiten Meter für Meter die Zahnradschienen hinauf. Einhundert Meter über ihr gleitet das BMW 8er Gran Coupé um die Kurve, danach sein Vorgänger aus den 80er und 90er Jahren. Insbesondere dessen V12-Motor war eine Pionierleistung und zeigte eindrucksvoll das seinerzeit Machbare.
Innovation spielt für Nenad Mlinarevic eine große Rolle. Luxus bedeute aber nicht, alles neu erfinden zu müssen. Es müsse nur mit Leidenschaft umgesetzt werden: „Viel wirkungsvoller ist es, etwas Bestehendem seine eigene Handschrift zu verleihen“, sagt Nenad. Der 38-Jährige ist groß, komplett in Schwarz gekleidet, tätowiert, trägt Dreitagebart und würzt jeden Satz mit einer Prise Humor. Die neue Gourmet-Generation ist bodenständig und innovativ.
Echter Luxus auf dem Teller bedeutet für mich: Den Aufwand nicht sehen, sondern ihn schmecken.
Comfort Food mit neuem Twist nennt der Spitzenkoch seine Philosophie. So hat Nenad etwa für das Restaurant „Tatar“ die von Auguste Escoffier im Jahre 1927 erfundene, gleichnamige Delikatesse neu interpretiert, sogar mit veganen Variationen. „Ich bin kein Koch, der Gerichte noch zehn Minuten mit der Pinzette tunt. Mein Essen soll einfach sein, aber Spaß machen. Den Aufwand, der hinter den Gerichten steht, darf man nicht sehen. Man muss ihn schmecken.“
Dem kann der gelernte Gastronom Daniel Mani nur nickend beipflichten. Viele Menschen hätten das Gefühl, es müsse immer teurer, exklusiver, außergewöhnlicher werden. Er zeigt Nenad ein Bild auf seinem Smartphone. „Vor Kurzem habe ich im Hotel für eine milliardenschwere Erbin gekocht. Und ein ganz einfaches Gericht gewählt: Hackbraten mit Kartoffelpuffer. Nach dem Lunch kam sie begeistert in die Küche – so gut habe sie lange nicht mehr gegessen. Einfach kochen mit den besten Zutaten, das ist für mich der neue Luxus.“
Moderne Luxussportwagen wie der BMW 8er Gran Coupé sind auf die Bedürfnisse des Fahrers zugeschnitten – auch unter der Motorhaube. Ebenso maßgeschneidert sind die Genuss-Reisen von Nenad Mlinarevic – und dabei schaltet er gerne mal einen Gang hoch. Für das kulinarische Konzept im Restaurant „Fritz & Felix“ ließ er ein besonderes Antriebsaggregat einbauen. Der Mittelpunkt des Lokals ist ein in La Coruña maßgefertigter, 2,8 Tonnen schwerer Designergrill aus Gusseisen. Im Wert eines Mittelklassewagens. Auch das ist für Nenad und Daniel moderner Luxus – nicht nur das Gericht auf dem Teller, sondern ein stimmiges Erlebnis-Kunstwerk aus Küche, Interieur und Service.
Perfekt angerichtet für eine Genussfahrt ist das anstehende Menü aus den 24 Kehren des Oberalppasses von Andermatt nach Disentis. Hinter jeder Kurve (➜ 12 Profitipps: So finden Sie die Ideallinie) wartet eine neue Panorama-Delikatesse. Kurze Zeit später parken die beiden BMW 8er vor dem Ziel der Zeitreise: dem Ende 2018 eröffneten Designhotel „The Hide“ in Flims.
Moderner Luxus manifestiert sich in der Küche auch für Nenad Mlinarevic längst nicht mehr nur über Kaviar, Hummer oder Foie Gras. „Für mich ist Luxus auch etwas Rares. In meiner Küche verwende ich zum Beispiel Öle von Simon Müller. Der Ölmüller fertigt in seiner Manufaktur in Basel auch ein Hagebuttenkernöl. Von dem gibt es im Jahr nur rund zwei Liter. Das ist eine luxuriöse Zutat.“ Hergestellt wird das Öl mit Hilfe einer Ölpresse im Wert von 20.500 Euro. Es geht aber noch exklusiver – wenn der Produzent entscheidet, ob man sein Produkt überhaupt erwerben darf. „Mein Bäcker heißt Eigenbrötler“, erzählt Nenad. „Und das trifft zu. Er wählt seine Kunden aus und teilt das Brot aus seiner Manufaktur nur mit jemandem, der seiner Meinung nach das Handwerk versteht, schätzt, respektiert.“
Zeit für individuellen Luxus
Im Gegensatz zum geschlossenen „Belvédère“ am Furkapass oder dem Fünf-Sterne-Resort „The Chedi“ in Andermatt, das den kleinen Ort auf die Karte des Luxus-Tourismus hob, ist das Hotel „The Hide“ von außen kaum als solches zu erkennen. Bewusst. Für Gastgeber Daniel Mani ist Luxus schlicht, smart und: detailverliebt. Im Inneren umgesetzt hat diese Idee erneut das schwedische Designstudio Stylt Trampoli AB. Der Lohn: Alle drei Schweizer Hotels, die Daniel mit seinen Partnern führt, wurden in die Vereinigung der Designhotels aufgenommen.
„Wir wollten ein großes Wohnzimmer schaffen. Viele der Möbelstücke wurden extra nach unseren Vorstellungen angefertigt.“ Maßgeschneiderte Ästhetik für Gäste, die den Anzug gerne mal gegen kurze Hosen tauschen. So unaufgeregt wie die Interpretation des Luxus, den er in seinem Hotel lebt, ist auch der Gastgeber selbst. „Das Silicon Valley hat es vorgemacht“, sagt Daniel. „Der neue Luxusreisende übernachtet bewusst in Hotels, in denen man sich ungezwungen bewegen kann. Das Unbezahlbare sind die Zeit und die persönliche Aufmerksamkeit, die wir ihnen schenken können. Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben.“
Worauf achtet ein Spitzenkoch, wenn er auf Reisen ist, möchte Daniel von Nenad wissen. „Ich will mich nicht fühlen wie in einem unpersönlichen Möbelladen oder einem barocken Palast“, sagt Nenad Mlinarevic. „Ich mag Hotels mit viel Platz und schönem Design. Hotels wie das ,The Hide‘, die sich so anfühlen, als ob ich bei Freunden bin. Nur dass sie eben ein großes Haus haben. Hierher komme ich gern mal für einen privaten Wochenend-Aufenthalt zurück.“
„Das ist einer meiner Lieblingsplätze“, sagt Daniel und öffnet die Tür zur Sonnenterrasse. Nenads Blick fällt sofort auf die Designer-Outdoorstühle. Die Möbelstücke eines spanischen Labels erkennt er sofort. „Die wollte ich mir privat schon lange kaufen. Superschön!“
Wenn Nenad Mlinarevic und Daniel Mani über Details sprechen, kann man in ihren Augen den Drehzahlmesser der Hingabe hochschnellen sehen. Sei es nur die Zubereitung von Kartoffeln oder der Entwicklungsprozess eines neuen Restaurants oder Hotels. „So einfach wie nötig, so gut wie möglich“, erklärt Nenad. „Wenn man ein Restaurant, ein Hotel oder ein Auto entwirft, will man beim ersten Mal alles richtig machen.“
Wertvolle Erinnerungen
Von der Hotellobby aus blicken Nenad Mlinarevic und Daniel Mani auf den Innenhof. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages wandern über die aktuelle und die alte Generation des BMW 8er. Wohin die nächste Reise geht? „Ich mache einen Roadtrip durch Australien. Einen ganzen Monat lang. Zeit ist mein Luxus“, sagt Nenad. Daniel Mani zieht es nach Feuerland. „Davon träume ich schon lange. Diese karge, raue Landschaft, Regen, Sonne, das Meer, einsame Straßen – und ich alleine hinter dem Steuer.“ Er streicht über die Sicken des BMW 8er Gran Coupé. „Am liebsten würde ich natürlich dieses Auto hier mitnehmen. Aber ich habe ja jetzt den Luxus der Erinnerung. Und darin wird jede Reise gemessen – nicht in Kilometern, sondern in Erinnerungen.“
Fotos: Robert Grischek; Autor: Markus Löblein