Ein Sportwagen im Limousinen-Pelz – so hat die 02-Serie von BMW in den Sechziger- und Siebzigerjahren Geschichte geschrieben. Heute ist die Baureihe BMW E10 ein Klassiker und zum Liebling vieler Oldtimer-Fans geworden. Fans wie Sebastian Frenkel.
Die „Null-Zwo“-Community ist weltweit vernetzt. Und so hat Frenkel seinen aktuellen 02er in einer Facebook-Gruppe entdeckt. Ein Händler in Beirut hatte den goldfarbenen BMW 2002 Automatic in dem sozialen Netzwerk inseriert. „Das Bild hat mich umgehauen und nicht mehr losgelassen“, erzählt der Potsdamer.
Sebastian Frenkel hat eine lange Verbindung zur 02er Baureihe. „Ich bin Jahrgang 1972. Im selben Jahr hat mein Vater bei den Olympischen Spielen in München eine Goldmedaille gewonnen.“ Peter Frenkel startete für die DDR bei den 20-Kilometer-Gehern. Bei den Gehwettkämpfen in München fuhr ein orangefarbener BMW 1602 voraus – mit E-Motor. „Das habe ich erst später herausgefunden“, sagt Sebastian Frenkel. „Aber es passte perfekt zu meiner Leidenschaft für die BMW 02.“
Die BMW 02-Serie
Die Baureihe 114, die auch als 02-Serie bezeichnet wird, wurde von 1966 bis 1977 produziert und leitete sich vom BMW 1600 der Neuen Klasse ab. Die sportlichen Mittelklasse-Fahrzeuge waren mit einem Vierzylinder-Motor (Typ M10) ausgerüstet und hatten nur zwei Türen. Daher stand ab 1971 die 02 am Ende der Modellbezeichnungen: BMW 1502, BMW 1602, BMW 1802 und BMW 2002.
Die ersten beiden Ziffern beziehen sich jeweils auf den Hubraum des M10-Motors – mit Ausnahme des „Sparmodells“ BMW 1502, das mit einem abgespeckten 1,6-l-Motor aus dem BMW 1602 erschien. Die erfolgreiche 2002-Reihe mit zwei Litern Hubraum und zwischen 100 PS (BMW 2002) und 170 PS (BMW 2002 turbo) Leistung, startete Anfang 1968 in Serie.
Abgelöst wurde die „Null-Zwo“-Serie 1975 durch den ersten 3er im BMW-Programm. Heute steht vor allem das BMW 2er Coupé in der Tradition der berühmten 02er.
Nach der Wende arbeitete der gebürtige Potsdamer in Berlin bei einer Werbeagentur. „Ich fuhr damals einen Trabi. Ein Kollege besaß einen 02er Touring. Das war für mich ein richtiges Auto!“ Der Kollege empfahl Frenkel eine Werkstatt in Braunschweig, die 02er aufbaute. „Dort kaufte ich im Jahr 1990 für 2000 D-Mark einen mintgrünen BMW 1502 mit 75 PS, an dem ich dann mit einem Freund geschraubt habe“, erinnert sich Frenkel.
„02er waren zu jener Zeit nicht gefragt, deshalb war er so günstig“, erklärt der Oldtimer-Fan. Heute kosten gut erhaltene 02er das Zehn- bis Zwanzigfache. „Ich habe meinen BMW 1502 von Anfang an geliebt.
Bald kamen weitere 02er hinzu. Als Frenkel 1995 seine eigene Agentur gründete, fuhr sein Partner ein atlantik-blaues und er ein golf-gelbes Modell. „Ich habe das Auto bis 2001 fast jeden Tag gefahren und richtig runtergerockt“, so Frenkel. Es folgten einige Jahre ohne einen BMW mit 02-Endung. „Irgendwann wurde mir aber klar, dass das einfach mein Automobil ist. Das Design ist herrlich, die schmalen Nieren, die runden Rückleuchten … Und es passt mir wie ein Maßanzug.“
BMW 02er sind sportlich, kompakt und agil. Dynamisch, aber auch sehr gutmütig und beherrschbar. Und es lässt sich bestens mit ihnen driften, besonders mit der Turbo-Variante!
Nun wartete also in Beirut ein goldener Maßanzug. Kurz nach dem Fund bei Facebook reiste ein Freund von Frenkel beruflich in den Libanon. „Ich bat ihn, das Auto für mich anzuschauen“, erzählt der Agenturchef. Der Freund befand den BMW 2002 für gut. Ein älterer Herr hatte ihn mehr als 20 Jahre lang gefahren. Der Händler hat ihn dann gekauft, restauriert und über Facebook angeboten.
„Als ich von seinem guten Zustand erfuhr, bin ich auch nach Beirut gereist. Dort habe ich drei Tage verbracht, sehr gut gegessen, mir die faszinierende Stadt angesehen und dann den 02er für einen guten Preis gekauft.“ Per Frachtschiff ließ Frenkel sein Goldstück nach Deutschland bringen. „Ihn in Hamburg vom Schiff zu bekommen war mit viel Bürokratie und hohen Kosten verbunden“, erinnert sich Frenkel. Dafür musste er keinen Zoll bezahlen. Denn in Deutschland werden Oldtimer mit H-Kennzeichen als Kulturgut eingestuft, das es zu schützen gilt.
Einige Details an Frenkels neuem Modell der Reihe BMW E10 müssen noch nachgearbeitet werden. „Aber er ist es wert“, sagt der Oldtimer-Fan glücklich. Was ihm besonders am Herzen liegt: Alles ist so gut wie Original. „Es muss nicht werksoriginal sein“, erklärt Frenkel, „aber die Ersatzteile sollten aus der gleichen Zeit stammen wie der Klassiker.“
Der Goldschatz aus dem Orient löst einen rot-gelben BMW 2002 ab, mit dem Frenkel auch auf Rennstrecken gefahren ist. Sein neuer BMW 2002 Automatic soll ein Fahrzeug für den Alltag werden.
Mit den Kleinigkeiten, die noch zu machen sind, lässt sich Sebastian Frenkel jetzt Zeit. „Im Moment genieße ich es vor allem, das Fahrzeug bei mir zu haben“, sagt er. „Als ich kürzlich vor ihm stand, wurde mir wieder schnell klar: Wir gehören zusammen, der BMW 02 und ich.“